Grüne Leidenschaft auf YouTube

Tristan rockt den Garten

Tristan bringt mit seiner lockeren, frischen und authentischen Art den Menschen Blumen und Pflanzen näher. Seine YouTube Videos sind fast schon legendär und sorgen für viel Aufmerksamkeit. Wir haben uns mit ihm getroffen und mit ihm gesprochen: Über die Leidenschaft zu Blumen und Pflanzen, das Image der Gärtner und die „Angst vorm grünen Daumen“.

Dein YouTube-Kanal heißt „Tristan rockt…“, wie rockst Du denn die Grüne Branche?

Ich denke, dieser Name ist entstanden, da ich vielleicht nicht ganz dem Klischee eines Gärtners entspreche. Keine Haare auf dem Kopf, Vollbart im Gesicht, hier und da etwas Tinte unter der Haut und immer etwas Heavy Metal im Hintergrund, als Entspannung bei der Gartenarbeit. Somit rocke ich durch die Gärten.

Wie schaffst Du es dabei, Deine Leidenschaft für Blumen und Pflanzen nicht zu verlieren?

Hier trifft tatsächlich Beruf auf Hobby. Mein Garten ist tatsächlich eins meiner Hobbys und ist auch nie wirklich fertig. Ja und der Beruf mit seinen neuen Herausforderungen in der heutigen Zeit wird auch nie langweilig. Ich arbeite gerne mit Menschen und tausche mich gerne mit ihnen aus. Blumen und Pflanzen als lebendes „Arbeitsmaterial“ bergen auch immer neue Aufgaben, welche es zu lösen gilt.

„Gärtner sind die mit Strohhut und grüner Schürze…“ – wie können wir zusammen mit diesem Image aufräumen und den Beruf wieder den jungen Leuten nahebringen?

Hier ist meiner Meinung nach wichtig, dass jeder, der die Möglichkeit hat, dies auch an die jungen Leute kommuniziert. Die bisherige Auffassung des Berufes ist meiner Meinung nach in den 80ern hängen geblieben. Was mit Sicherheit auch an verstaubten und altertümlichen Berufsbeschreibungen und Darstellungen liegt. Die Öffentlichkeitsarbeit muss jünger und frischer wirken, um diese Information zu vermitteln. Sei es auf Facebook, Instagram oder YouTube zum einen, aber auch auf Messen und anderen Treffen mit der Jugend, sollten Strohhut und Schürzen zu Hause bleiben. Wer einen interessanten und coolen Beruf bewerben will, sollte nicht aussehen wie ein Zeitreisender mit Nena im Walkman. Der Zug ist abgefahren. Viele Betriebe und junge Betriebsleiter haben das erkannt und verstehen dann auch, was zum Beispiel eine Initiative wie 1000 gute Gründe erreichen will. Influencer, Youtuber und alle anderen Arten des Social Webs sind heute das Sprachrohr der Jugend. Da kann ich sie erreichen und ihnen das neue Bild des Gartenbaus nahe bringen, in einer Sprache, die sie auch verstehen. Strohhut und Schürze wurden gegen Tablet und Topfroboter getauscht. Der Beruf lebt von dem hohen Grad der Technisierung und dem Fortschritt. Anders können Betriebe heute nicht mehr am Markt bestehen und es sieht viel cooler aus, als esoterisch verträumt mit einer Blume in der Hand rum zu rennen, den Strohhut und die Schürze immer griffbereit.

Vorbereitungen für die Dreharbeiten mit Tristan. Foto: GABOT
Vorbereitungen für die Dreharbeiten mit Tristan. Foto: GABOT

Muss man da echt schon im Kinderzimmer anfangen, um den Kleinen das Gärtnern nahezubringen, so dass sie mit Blumen zusammen aufwachsen?

Ich für mich habe tatsächlich geplant, Kontakte mit unseren ansässigen Kindergärten aufzunehmen. Hier möchte ich gerne mit den kleinen Kindern schon was mit Pflanzen machen. Also ja: Kinderzimmer ist der Startpunkt. Es wurde einfach in der Vergangenheit zu wenig Werbung für Blumen und Pflanzen gemacht. Jetzt haben wir das Problem, dass selbst die Eltern der Kinder in den Kindergärten nicht mehr so viel mit Pflanzen und Blumen machen und ihr Wissen weitergeben könnten. Es wurde also meiner Meinung nach eine ganze Generation verpasst. Neubausiedlungen erstrahlen in 1000 Farben von Kies und Schotter, wo dann vielleicht noch eine Pflanze im Vorgarten zu finden ist. So werden keine neuen Blumenfreunde gefunden!! Aufgabe muss also sein, die Eltern, die jetzt 30-40 Jahre alt sind, wieder den Spaß an Garten, Blumen und Natur nahe zu bringen. Ein Weg kann da über die Kinder sein.

Ich kenne es noch von meiner Oma, selbst einen Nutzgarten zu haben, Blumen zu säen und Spaß an einer bepflanzten Terrasse zu haben. Ach und meine Oma lebte nicht auf dem Land, sondern in Köln.

Gibt es so etwas wie „die Angst vor dem grünen Daumen“?

Wieso trauen sich viele Leute heute einfach nicht mehr zu, Pflanzen in Haus und Garten zu pflegen und setzen daher auf Plastik und Schotter? Das denke ich liegt daran, dass ihnen keine Alternativen geboten wurden. Steingärten oder Baustofflager, wie ich sie gerne nenne, wurden eine zeitlang als sehr trendig und hipp beworben, da fehlte der florale Gegenspieler. Mit dem Argument, dass es wenig Zeit kostet und immer ordentlich aussieht, konnte man punkten. Dass sowas auch mit Pflanzen geht und viel besser aussieht, ging dabei verloren. Da hat die Branche gepennt. Aber mit dem neuen naturbewussten Denken wird sich das wohl auch wieder ändern. Erste Städte haben ja erkannt, dass mit Steinen und Schotter abgedeckte Flächen auch Nachteile haben. Pflanzen wieder in die Häuser, Wohnungen und Zimmer zu bekommen, hat meiner Ansicht nach ja schon begonnen. Durch wieder neu aufgegriffene Trends wie zum Beispiel die Monstera geht es ja wieder los. Ebenso kauft eine stetig wachsende Zahl an Leuten wieder frische Kräuter etc. Hier partizipieren wir als Gärtner natürlich auch von Trends wie Grillen und Außenküchen. Dazu passen frisches Gemüse, Kräuter und Pflanzen besser, als ein Plastik- Ficus. Auf diese Trends muss geachtet werden und somit kann man dann auch Blumen und Pflanzen wieder in den Fokus rücken.

Hypothetisch: Wenn Du jetzt Bäcker oder Klempner wärst: Glaubst Du, dass Du die gleiche Leidenschaft für Blumen und Pflanzen hättest?

Das denke ich tatsächlich, da ich schon immer mit Garten und Pflanzen Kontakt hatte. Sei es damals bei meiner Oma, als Schüler der sich mit Gartenarbeit einen Pfennig dazu verdient hat (natürlich in einem steuerlich erfassten Minijob), oder im Garten des Elternhauses. Nachdem ich aus Köln an den Niederrhein aufs Land gezogen bin, hatte ich immer Kontakt mit Natur, Pflanzen und Co.

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