„Schafft grüne Oasen!“

Ein Plädoyer für das öffentliche Grün

Franziska Weck

Foto: ENA/BdB/Graf Luckner
Foto: ENA/BdB/Graf Luckner

Denken Sie an Ihren Lieblingsbaum. Er ist sicherlich groß und schön, üppig bewachsen, vielleicht trägt er Früchte. Seine Rinde ist sauber, seine Blätter haben ein sattes Grün, er ist gesund und gepflegt. Dieser Baum steht symbolisch für das Grün in Städten und Gemeinden – öffentliches und privates, drinnen und draußen. Von der Innenraumbegrünung über private Gärten bis zu öffentlichen Parkanlagen: Pflanzen schaffen Lebensqualität und konkreten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen. Sie verarbeiten Kohlenstoffdioxid und geben Sauerstoff ab, sie filtern Schadstoffe und sogar Feinstaub aus der Luft, sie nehmen Regenwasser auf und sorgen durch Verdunstung für Kühlung, sie spenden Schatten und fangen den Wind, sie wirken als (Verkehrs-) Lärmschlucker, sind Lebensraum für zahlreiche Tiere und sie machen unser Wohn- und Arbeitsumfeld attraktiv.

Grün statt Grau

In stärker begrünten und gepflegten Wohnanlagen sind die Menschen gesünder, es gibt mehr sozialen Kontakt als in grauen Betonstädten und weniger Vandalismus und Kriminalität. Grün beruhigt. Es animiert zu sportlicher Betätigung, zum Spazierengehen, zum Fahrradfahren und zum Joggen. Größere Grünflächen sind Ruhezonen in Städten, in denen Menschen Natur erleben können. Woran, wenn nicht an den Pflanzen, zeigen sich die Unterschiede der Jahreszeiten eindrucksvoller? Wo sonst, wenn nicht im Grünen, können Kinder ungestört spielen und Jugendliche ihrer Fantasie und Kreativität freien Lauf lassen? Wie sähe die Stadt aus ohne Parks, ohne botanische Gärten, Straßenbegleitgrün, Verkehrsinseln, Dach- und Fassadenbegrünung? Wie sähen Häuser aus ohne Gärten, Balkone, Terrassen? Wie attraktiv wären Spielplätze ohne Pflanzen? Schauen Sie genau hin: Wie sehen die Pflanzen Ihrer Straße aus? Und fragen Sie sich: Was können Sie zu mehr Grün in Ihrem Umfeld beitragen?

Ersatz- und Neupflanzungen

Foto: ENA/BdB/Graf Luckner

Es ist keine neue Erkenntnis: Eine natürliche Umgebung ermuntert die Menschen zu körperlicher Bewegung, sie animiert zum Knüpfen sozialer Kontakte und bietet Erholung für Körper und Geist. In unserer heutigen urbanisierten Welt bleibt allerdings oftmals nur noch wenig Zeit für Ausflüge in die freie Landschaft. Gleichzeitig nimmt die Flächenversiegelung stetig zu, indem Freiflächen eng bebaut und dafür teilweise sehr alte Stadt- und Straßenbäume gefällt werden. Ersatz- und Neupflanzungen sind in diesem Zusammenhang notwendig und richtig, doch können diese häufig jungen Bäume den Verlust fast nie 1:1 ausgleichen. Um die ökologische Leistung einer einzelnen 100 Jahre alten, gesunden Buche von 20 m Höhe und 12 m Kronendurchmesser zu erzielen, müssen 2.000 Jungbäume mit einem Kronenvolumen von jeweils 1 m³ gepflanzt werden. Bis diese jungen Bäume ihr volles Potenzial entfalten können, dauert es Jahre. Aus diesem Grund sollten Ersatzpflanzungen immer in angemessener Größe erfolgen. Baumschulen halten dafür Bäume verschiedenster Altersklassen bereit. Aber was aus ökologischer Sicht am ursprünglichen Ort fehlt, fehlt dort nun einmal, auch wenn 500 Meter weiter Ersatz gepflanzt wird. So ergab eine Messung in Karlsruhe im Jahr 2002, dass die Partikelablagerungen an den Blättern der Ahorn- Straßenbäume umso größer sind, je näher sie zur Fahrbahn stehen. In direkter Nähe zu einer Verschmutzungsquelle nimmt ein Baum mehr Feinstaub, Ozon und Stickoxide auf als in größerer Entfernung. Er selbst leidet aber auch unter den Schadstoffen, weshalb von vornherein eine standort- und sachgerechte Pflanzung erforderlich ist, da nicht jeder Baum für jeden Standort gleichermaßen geeignet ist. Erkundigen Sie sich am besten in Ihrer Baumschule nach einem Baumsortiment, das speziell auf Ihren Standort zugeschnitten ist.

Der immense Nutzen von Stadtgrün für Mensch, Tier und Umwelt ist unbestritten. Und die klimatischen, ökologischen und sozialen Herausforderungen für unsere Städte werden auch in Zukunft nicht kleiner. Mit dem gezielten Erhalt von innerstädtischen Grünflächen und der konsequenten Anlage und Pflege neuer Oasen werden unsere Städte nicht nur grüner, sondern auch vielfältiger und schöner.

Der Hitzeinseleffekt

Forscher der TU Berlin haben zudem herausgefunden, dass mehrere kleine Grünanlagen effektiver sind als ein großer Park. Die Abkühlung wirkt sich in einem Umkreis von etwa 300 Metern um die Grünfläche herum aus. Kleinere Parkanlagen von etwa einem Hektar Größe, also etwa der Größe eines Fußballplatzes, sind effizienter, weil viele kleine Oasen die Wärmeinsel Stadt besser kühlen können. Mehrere kleinere Grünflächen bedeuten auch mehrere 300-Meter-Abkühlungszonen – und damit würde fast niemand mehr zu weit von einer städtischen Grünfläche entfernt wohnen, um von ihren positiven Effekten profitieren zu können. Jede einzelne versiegelte Fläche kann durch Entsiegelung zu einem besseren Stadtklima beitragen. Innenhöfe und Plätze, die mit einem natürlichen Bodenbelag ausgestattet und begrünt sind, wirken wie kleine Oasen in der städtischen Betonwüste und entlasten die Umwelt. Die Grünplanung sollte daher von Anfang an essenzieller Bestandteil jeder Stadt- und Raumplanung sein.

„Grüne Städte für ein nachhaltiges Europa“ ist ein Projekt des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) e.V.
Mehr unter www.thegreencity.eu und www.gruen-ist-leben.de