Die Lage deutscher Baumschulbetriebe 2021
Rückläufige Tendenz bei Anzahl der Betriebe und Anbauflächen
André Goosmann
Die Baumschulbranche gilt als eine der traditionsreichsten Wirtschaftszweige in ganz Europa. Oftmals befinden sich Unternehmen seit drei, vier oder mehr Generationen in Familienhand. In mehreren europäischen Ländern erfährt die Baumschulbranche jedoch seit einigen Jahren einen klaren Negativtrend. Immer mehr Betriebe werden aufgegeben und auch die Anbaufläche ist rückläufig.
Schon 2017 ergaben Erhebungen in Deutschland, dass immer mehr Baumschulen den Betrieb einstellen. So verschwanden zwischen 2012 und 2017 um die 24 Prozent aller Betriebe, nur etwa 1.700 Unternehmer führten ihr Geschäft weiter. Auch die Tendenz, dass die Anbaufläche der verbleibenden Betriebe größer wird zeichnete sich ab, so stieg die Fläche je Betrieb im Schnitt von 10 auf 11 Hektar. Im Vergleich zur vorangegangenen Erhebung im Jahr 2010, wurde dennoch ein deutlicher Rückgang der insgesamt bewirtschafteten Fläche um 14 Prozent auf 18.600 Hektar festgestellt. Nach Angaben aus den beiden vorangegangenen Jahren war das Niveau in der Branche bis 2012 eher gleichbleibend.
Tendenzen setzten sich bis 2021 fort
Das Statistische Bundesamt teilte am 28. Oktober 2021 erneut mit, wie sich diese Trends bis heute entwickelt haben. Die aktuelle Erhebung stellt fest, dass sich der Trend leicht abgeschwächt, keinesfalls aber umgekehrt hat. Ermittelt wurde eine Anzahl von knapp 1.540 Baumschulbetrieben, das entspricht einem Rückgang von 10,4 Prozentpunkten im Vergleich zu 2017. Die Baumschulflächen schrumpften im gleichen Zeitraum ebenfalls weiter auf 17.160 Hektar, um insgesamt 7,8 Prozent. Die durchschnittlich bewirtschaftete Fläche je Betrieb verharrt hingegen weiterhin bei rund 11 Hektar. Mit 98,2 Prozent liegen die meisten Anbauflächen im Freiland, nur 1,8 Prozent der Baumschulware wird unter Glas oder hohen, begehbaren Schutzabdeckungen kultiviert.
Betrachtung der Baumschulsegmente
Die Baumschulbranche umfasst Bäume und Ziersträucher, Forstpflanzen, Heckenpflanzen, Obstgehölze, Rosen und sonstige Kulturen, wie den Weihnachtsbaumanbau. Der mit Abstand größte Teil der Baumschulen, das umfasst insgesamt 1.160 Betriebe, bauen im Jahr 2021 auf 43 Prozent der in Deutschland verfügbaren Anbauflächen Bäume und Ziersträucher an. Mit 7.230 Hektar liegt dieser Wert weit vor der Fläche für die Anzucht von Heckenpflanzen mit 2.080 Hektar und Forstpflanzen mit 2.020 Hektar. Vor allem Jungpflanzen für Laub- und Nadelbäume die an Straßen, Alleen und Parks zum Einsatz kommen, fallen mit insgesamt 2.930 Hektar ins Gewicht. Nichtsdestotrotz gibt es auch in den stärksten Segmenten einen deutlichen Rückgang der Flächen. So schrumpfte die Anbaufläche für Ziersträucher und Bäume um 9,3 Prozentpunkte gegenüber 2017. Ein Wachstum konnten alleine die Segmente der Heckenpflanzen um 1,6 Prozent und Jungpflanzen für Forstpflanzungen um beachtliche 10,6 Prozent verzeichnen.
Region Niedersachsen zeigt sich konstant
Entgegen diesem Trend entwickelte sich das Bundesland Niedersachsen, in dem bereits 2017 die meisten Baumschulen gezählt wurden. Mit einer Anzahl von 400 Unternehmen und 4.710 Hektar lag Land Niedersachsen vor Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Für das Jahr 2021 zählt das Statistische Bundesamt in Niedersachsen 399 Betriebe und eine Fläche von 4.790 Hektar, womit sich die Anzahl der Unternehmen nur unwesentlich verringert und die Fläche sogar leicht vergrößert hat. Niedersachsen ist weiterhin das Bundesland mit der größten Infrastruktur an Baumschulen. In Nordrhein-Westfalen ist die Anzahl der Betriebe in den letzten vier Jahren von 340 auf 289 Betriebe und die Fläche von 3.840 auf 3.270 Hektar um jeweils etwa 15 Prozent gesunken. Auch Schleswig-Holstein folgt dem bundesweiten Trend wo seit 2017 10,4 Prozent der Baumschulen den Betrieb eingestellt haben und 10,2 Prozent Hektar Anbaufläche verloren gegangen ist.
Viele Betriebe in Brandenburg geschlossen
Mit einem Verlust von etwa 26 Prozent der Betriebe zwischen 2017 und 2021 weist das Statistische Landesamt in Brandenburg einen besonders starken Rückgang aus. Von etwa 50 Baumschulen bleiben so nur 37 erhalten. Die Anbaufläche blieb aber im Verhältnis dazu relativ stabil, so verschwanden mit 72 Hektar vergleichsweise kleine 6 Prozent der Flächen. Rechnerisch stieg die Fläche je Betrieb hier überproportional von 23 auf 29 Hektar.
Fazit
Sichtbar wird aufgrund der Datenlage, dass die Tendenz zur Schrumpfung der Baumschulflächen wie auch die Aufgabe von immer mehr Betrieben in Deutschland sich fortsetzt. Rein rechnerisch war der Negativtrend zwischen 2012 und 2017 etwas dynamischer als zwischen 2017 und 2021. Die nördlich gelegenen Bundesländer mit starkem Baumschulsektor ordnen sich leicht unter der bundesweiten Tendenz ein, einzig die Situation in Niedersachsen ist konstant geblieben. Es bleibt abzuwarten, wie sich zukunftsorientierte, ökologische Themen in den nächsten Jahren auf die Baumschulsegmente, insbesondere die Forstpflanzung, auswirken.