Wachstum im Segment Bio-Zierpflanzenbau

Was ändert sich durch die Umstellung?

Jörg Planer

Der Markt für Bio-Zierpflanzen wächst und bietet damit immer mehr umstellungsbereiten Betrieben die Möglichkeit, in die Öko-Produktion einzusteigen. Bei der Umstellung verändert sich jedoch so manches.

Sortiment

Foto: GABOT
Foto: GABOT

Im Bio-Zierpflanzenanbau ist meist ein breiteres Sortiment erforderlich. Das erhöht die Anforderungen an die Gärtnereien, die diese Vielfalt organisieren müssen. Andererseits reduziert ein breites Sortiment gleichzeitig das Anbaurisiko.

Die meisten ein- und zweijährigen Sommerblumen eignen sich sehr gut für den ökologischen Anbau. Über den Anbau von Schnittstauden kann das Angebot auf das Frühjahr und den Herbst erweitert werden. Wichtig ist, auf langstielige und gut verzweigte Sorten zu achten, da sich kurzstielige Schnittstauden nicht gut binden lassen.

Der größte Teil der Beet-, Balkon- und Zimmerpflanzen ist problemlos in Bio-Qualität zu kultivieren. Besonders lohnend für Bio-Zierpflanzenbetriebe ist der Anbau von „Essbaren Blüten“ und Kräutern, da Kundinnen und Kunden in diesem Segment sehr viel Wert auf rückstandsfreie Ware legen.

Auch die Kultur in Töpfen ist nach EU-Öko-Verordnung möglich. Allerdings nur dann, wenn die Töpfe mit der Pflanze verkauft werden. Ausnahmen sind in Absprache mit der zuständigen Kontrollstelle möglich. Die Verwendung biologisch abbaubarer Töpfe ist nicht verpflichtend.

Saatgut und Jungpflanzen

Falls verfügbar, müssen Saatgut und Jungpflanzen aus biologischer Vermehrung stammen.

Biologische Ware ist in den benötigten Mengen und Qualitäten meist nur sehr selten zu finden. Bei Nichtverfügbarkeit kann im Zierpflanzenbereich ohne Antrag auf Ausnahmegenehmigung konventionelles, nicht chemisch gebeiztes Saatgut oder Pflanzgut verwendet werden. Der Einsatz muss aber für die Öko-Kontrolle dokumentiert werden.

Sämlinge dürfen laut EU-Öko-Verordnung nicht aus konventioneller Produktion stammen. Da das Angebot aus ökologischem Anbau sehr begrenzt ist, bleibt den Zierpflanzenbetrieben oft nur die eigene Aussaat und Anzucht.

Erde und Substrate

Im ökologischen Anbau ist sowohl im Freiland als auch im Gewächshaus grundsätzlich die Kultur in gewachsenem Boden vorgeschrieben. Eine Ausnahme bilden der Topfpflanzenanbau und die Anzucht: hier dürfen Substrate verwendet werden. Bislang ist die Zusammensetzung solcher Substrate in der EU-Öko-Verordnung (noch) nicht geregelt. Die Verbände haben eigene Anforderungen in ihren Richtlinien.

Viele Substrathersteller bieten inzwischen bio-zertifizierte Substrate an. Diese sind in der FiBL-Betriebsmittelliste zu finden.

Düngung

Topf- und Schnittblumenkulturen mit geringem bis mittlerem Nährstoffbedarf lassen sich generell über eine Vollbevorratung im Substrat mit Nährstoffen versorgen. Da aus dem Kompostanteil der Substrate meist aber hohe Mengen an Phosphor und Kali geliefert werden, ist manchmal eine stickstoffbetonte Ergänzungsdüngung nötig. Hierfür eignen sich organische Handelsdünger wie beispielsweise Horndünger. Zunehmend werden auch pflanzliche Produkte zur organischen Aufdüngung von Bio-Substraten angeboten, zum Beispiel die als Rückstand aus der Maisproduktion gewonnenen Phytoperls.

Zur flüssigen Nachdüngung eignen sich Vinasse oder andere flüssige Handelsdünger. Eine Auswahl möglicher organischer Handelsdünger kann der FiBL-Betriebsmittelliste entnommen werden.

Beleuchtung

Fotoperiodische Beleuchtung bis zirka 600 Lux ist laut EU-Öko-Verordnung erlaubt. Assimilationslicht ist nur für die Jungpflanzenanzucht zugelassen.

Pflanzengesundheit und Pflanzenschutz

Foto: GABOT
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Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sind im ökologischen Zierpflanzenbau generell verboten. Um die Pflanzen gesund zu erhalten, müssen andere Maßnahmen ergriffen werden: Allen voran stehen die Verwendung von gesundem Saat- und Pflanzgut sowie eine konsequente Hygiene. Darüber hinaus lässt sich mit pflanzenbaulichen Maßnahmen die Widerstandskraft der Pflanzen stärken und der Infektionsdruck senken: Besonders wichtig sind ein gut durchlüfteter, belebter Boden mit gutem Mikroorganismenbesatz, eine ausgeglichene Wasser- und Nährstoffversorgung sowie optimale Kulturbedingungen (Temperatur, Standweite etc.). Auch biologische Pflanzenschutzmaßnahmen – zum Beispiel der gezielte Einsatz von Bakterien, Viren und tierischen Nützlingen – sowie biotechnische Verfahren (Pheromone, Falle etc.) spielen im Bio-Zierpflanzenbau eine Rolle.

Wuchsregulierung

Der Einsatz von chemisch-synthetischen Hemmstoffen ist im Öko-Anbau grundsätzlich verboten. Durch die Wahl kompakt wachsender Sorten mit guter Verzweigung kann man die Wuchsregulierung jedoch meistern. Bewährt haben sich zudem die folgenden, gärtnerischen Maßnahmen: große Standweiten, rechtzeitiges Rücken, gegebenenfalls häufigeres Stutzen, angepasste Nährstoffgaben, moderater Trockenstress und kühle Kulturführung.

Unkrautregulierung

Der Einsatz von chemisch-synthetischen Herbiziden ist verboten. Im Bio-Zierpflanzenanbau müssen vorbeugende Maßnahmen (zum Beispiel Fruchtfolge, Zwischenfruchtanbau, Mulchfolie) mit mechanischen Maßnahmen (zum Beispiel Hacke, Striegel) so kombiniert werden, dass die Kulturpflanzen dem Unkraut immer einen Schritt voraus sind. Reicht das nicht aus, muss per Hand gejätet werden.

Die Unkrautregulierung auf Topfkultur-Stellflächen beginnt bei der Anlage der Beete. Bei Kiesflächen ist die Abdichtung mit einem Wurzelvlies sinnvoll. Andere Stellflächen können mit Bändchengewebe weitgehend gegen den Unterboden abgeschirmt werden. Auf den abgedichteten Flächen muss sauber gearbeitet werden, um ein Aussamen von Unkräutern zu vermeiden. Restunkraut kann auf Kiesflächen abgeflammt oder muss von Hand gejätet werden.

Heizung und Energie

Im Bio-Zierpflanzenbau ist das Heizen von Gewächshäusern weniger streng geregelt als im ökologischen Gemüsebau, wo Gewächshauskulturen im Winter lediglich frostfrei (5 °C) gehalten werden dürfen. Laut Richtlinien der meisten Anbauverbände können Gewächshäuser zur Jungpflanzenanzucht sowie zur angemessenen Verlängerung der Kulturzeit im Frühjahr und Herbst beheizt werden. Grundsätzlich sollten dabei aber alle Möglichkeiten zur Energieeinsparung ausgeschöpft werden. In der EU-Öko-Verordnung gibt es dazu keine Vorgaben.

Im Allgemeinen sollten sich Bio-Zierpflanzen-Gärtnereien auf Kulturen konzentrieren, die kälter kultiviert werden können und zugleich eine möglichst ganzjährige Marktbeschickung gewährleisten.

Wie läuft die Umstellung ab?

Bevor Zierpflanzen als ökologische Ware vermarktet werden dürfen, muss jeder Betrieb eine Umstellungszeit durchlaufen. Art und Dauer der Umstellung ist bei Zierpflanzen sehr unterschiedlich. Je nachdem, ob Dauerkulturen, ein- oder zweijährige Schnittblumen oder Topfpflanzen kultiviert werden.

Quelle: www.oekolandbau.de / © BLE.