Trends, Themen und Sortimente 2022

Willkommen im grünen Live-Konzert

Antje Verstl

Das Thema Klimapflanzen breitet sich aus. Spannende Sortimente würde ich ausbauen. Foto: Antje Verstl
Das Thema Klimapflanzen breitet sich aus. Spannende Sortimente würde ich ausbauen. Foto: Antje Verstl

The chase is better than the catch. Die Jagd ist besser als der Fang. Einkaufen macht glücklich. Je höher die Begeisterung, umso größer die Kauflust. Wie viel Theater und Emotionen braucht das zukünftige grünen Live-Konzert, um die Einkaufsfreude zu schüren? Ein Live-Konzert wird geprägt von Begeisterung, Leidenschaft, Togetherness, Emotionen, Freude und Glück. Im grünen Live-Retail stehen wir zunehmend vor der Herausforderung eine ähnlich hohe Begeisterung bei unseren Gästen zu wecken.

Wir werden immer mehr zur Theaterbühne, auf der wir spannende, emotional aufgeladene Stories unterschiedlichster Couleur spielen müssen, um unsere Gäste zu begeistern und zum Einkaufen zu beflügeln.

Einkaufen erzeugt Glücksgefühle – das ist eindeutig bewiesen. Interessant ist, dass nicht der Besitz der Dinge das Glücksgefühl auslöst, sondern der Kauf an sich. Ich glaube, dass wir den wichtigen, kaufentscheidenden Moment des Erwerbs oft unterschätzen. Diese sinnliche Tätigkeit des Kaufens an sich ist zugleich ein Teil des Produktes und stellt einen wichtigen Wert für den Käufer und die Käuferin dar.

Diese letzten 50 cm von der Hand zur Ware sind quasi die Glückszonen: Klick-Klack-Zack im Wagen – oder eben nicht. Wir erleben alle immer ein wenig Glück, wenn wir ein Produkt kaufen. Das ist einfacher, wenn wir mehrere kleine Produkte kaufen und nicht ein großes, teures Produkt allein.

Wie oft sagen Sie „Wow“, wenn Sie durch Ihren Laden gehen? Dazu kommt es nur durch genau geplante Sortimentspakete, die anlocken und die Beutegier triggern. Die Zeit ist da, dass wir klassische Warengruppen auflösen und das Thema Cross-Selling neu definieren. Denn Cross-Selling hat dann riesige Potentiale, wenn wir gezielt Produkte miteinander verknüpfen, die dadurch anders wahrgenommen werden. In der Neurowissenschaft wird dann von implizierten Nachbarschaftseffekten gesprochen.

Beispielsweise kann eine Flasche Wein ‒ platziert beim Vitis vinifera, beim Thema Barbecue oder auf dem Dinner Table mit Weinglas, Servietten und Co ‒ jeweils eine andere wertsteigernde Wirkung haben. Strategische Inszenierungen sind im Live- Konzert der Erfolgsmotor für grüne „Wow“ Momente. Laufen Sie mal durch Ihren Laden und zählen Sie die „Wows“.

1. Handel findet überall statt

Werte werden wichtiger als Ware. Die Zahl der Anbieter steigt:
Pflanzen werden über den Lebensmitteleinzelhandel, Discounter, Baumärkte, Gartencenter und andere grüne Fachhändler vermarktet.
Wegweiser: Service und Genuss werden zum USP (Unique
Selling Point).

Der Preiskampf wird schärfer, je mehr der Mengendruck steigt und die Verkaufskanäle sich summieren. Die Digitalisierung und die Nachhaltigkeit sind wichtige Treiber im grünen Handel.
Wegweiser: Preiswürdigkeit stärkt Flughöhe.

Go for Green: ehrlich gelebte Wertethemen zur Nachhaltigkeit stärken das Profil. Verpackung, Zero Waste, Klimawandel und Artenvielfalt sind besonders starke USPs.

Natürlich wächst auch der E-Commerce: Ungemütliche Sortimente (zu schwer, zu groß) wandern ab. Wegweiser: Der neue Handel heißt Erlebnis, nicht Ergebnis.

2. Power rund ums Jahr

Gelungenes Cross-Selling ‒ neue Anmutung schürt Kaufbedürfnis, GC Ostmann, Oldenburg. Foto: Antje Verstl
Gelungenes Cross-Selling ‒ neue Anmutung schürt Kaufbedürfnis, GC Ostmann, Oldenburg. Foto: Antje Verstl

Die Kauflust und die Kaufzeiten verschieben sich. Die jungen Gartenkunden kennen Jahreszeiten kaum noch und pflanzen rund ums Jahr im Mix&Match-Stil Blumen, Kräuter, Gemüse in Kübel, Hochbeete, Pflanzsäcke und Paletten wild durcheinander. Flächenordnung muss überdacht werden. Wir brauchen mehr Ware für die Young Generation ‒ nicht umgekehrt. Für Kunden suchen wir die Ware, von der wir glauben, dass sie noch zeitgemäß ist. Das ist sie bestimmt auch oft – vielfach aber nicht. Die Goldgräberjahre mit den klassischen Eckartikeln, die wir im Saisonrhythmus durchgehandelt haben, sind vorbei.

Die Saisonspitzen April bis Mai flachen immer stärker ab. Das saisonorientierte Kaufverhalten löst sich weiter auf. Die fließenden Übergänge der Sortimente Indoor- Gehölze-Stauden-Kübelpflanzen-Saisonpflanzen werden sich verstärken.

Flughöhe vom 1. Januar bis 31. Dezember beibehalten, „Altmodische“ Warengruppenordnung grundsätzlich hinterfragen.

3. Wow! Sortimente

Sortimente in der konsumigen Vielfalt, der richtigen Menge und der kundenwichtigen Qualität sind die Speerspitze im Live-Handel. Nach den Jahren der Standardsortimente und der Mengen folgt nun eine Zeit im Handel, wo es um die spannende Vielfalt geht. Wir sollten trendige Innovationen, Besonderheiten und Raritäten bieten, welche die Konsumenten inspirieren, da diese der Standard bereits langweilt.

Vielfalt im Sortiment inklusive Storytelling und Themenkonzepten im stetigen Wechsel planen, denn Gewohnheit macht schnell gewöhnlich.

Grün wird zur neuen Lebensphilosophie und es braucht Läden, die das anbieten!

Es gilt neue Antworten zu finden für all die neuen Fragen.

  • Wir brauchen mehr rule breaker, die die Gartenflächen im Handel neu andenken.
  • Neue Shopkonzepte braucht die Welt.
  • Es gilt neue Sortimente innovativ auszurichten (mobil – nützlich – innovativ und kuratiert!).
  • Wir dürfen lernen in Konzepten statt in Blumen zu denken und zu handeln.
  • Wir müssen Service- und Entertainment Strategien entwickeln, die mehr als nur eine Infothek und ein Café sind.

Trendkosmos: The future = motion

Herbstartikel, Kürbisse und Säfte sind klug nebeneinander präsentiert. Foto: Antje Verstl
Herbstartikel, Kürbisse und Säfte sind klug nebeneinander präsentiert. Foto: Antje Verstl

In hoher Geschwindigkeit ändern sich Themen, Trends, Meinungen, Hip und Hops, Tops und Flops. Die Transparenz und die stetige Verfügbarkeit von allem und jedem tragen erheblich dazu bei, dass sich viele Trendcluster in ihren klassischen Formaten nicht mehr füllen lassen können.

  • Customerprofile = das war Gestern
  • Fashion und Colourtrends = Schnee von last year
  • liftstyle Prognosen = gibt es so viele, wie Fische im Roten Meer.

Was bleibt und was kommt lässt sich nur sehr grobmaschig voraussehen und sagen. Wir können uns den Sehnsüchten, Wünschen und Träumen der Menschen global nähern und davon ausgehend Trendströme und Themen ableiten.