Floristik 2021 – zurück zu neuen Erfahrungen!

Es blüht weiter mit uns

Erko Feigl

Foto: Erko Feigl

Wir schreiben das Jahr 2021 – hinter uns liegt ein Jahr, das wohl vielen von uns noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird. Wir waren geschockt und sahen uns in unserer Existenz bedroht. Lockdown – innerhalb weniger Stunden/Tage hieß es plötzlich:

Zusperren auf ungewisse Zeit.

Begriffe und Maßnahmen überschlugen sich. Die Angst stand vielen ins Gesicht geschrieben. Und dies alles „ausgerechnet jetzt“ in der Saison, schrieb man in den Sozialen Medien und als Thema in den Großmärkten.

Aber da gab es eben auch die wahren Unternehmer – die eben auch was unternommen haben. Lieferdienst, Flower to go – sogar der allseits für unmöglich – weil für unpersönlich – gehaltene Onlineshop ging mancherorts plötzlich erstaunlich fix. Und siehe da – die Kunden nutzten diese Möglichkeiten. Ja so manch ein Kollege schrieb mir sogar: „Ich glaube ich mache dies nur noch so – das läuft super und quasi ohne Verlust, weil eben alles vorbestellt!“

Klar – es galt sich zu organisieren. Die Bestellungen kamen aus zahlreichen Quellen: wie Facebook, Mail, WhatsApp, Instagram. Da den Überblick zu behalten, war nicht leicht. Dann auch alles gut und richtig ausliefern, evtl. sogar mit geplanter Tour, war ein ungewohntes Terrain. Organisation war gefordert.

Aber es lief und es läuft auch jetzt noch. Selbst der neue „Lockdown light“ im November hat uns nur wieder gezeigt – ES BLÜHT WEITER MIT UNS.

Adventsausstellung – von vielen teilweise ohnehin schon lange in Frage gestellt – wich Adventstagen. Weihnachten wurde geplant und sehr viel mit Abholung und oder gar Lieferung organisiert. Nicht einfach in der Handhabung – gewiss – aber durch einen „Jahrhundert Muttertag“ waren wir ja quasi vorgewarnt. Also wussten wir noch besser wo unsere Stärken liegen. Ja genau, denn #wirsindblumen.

Dieser Hashtag viel mir beim ersten Lockdown ein. Denn es hat gezeigt – wir sind nicht abgeschrieben. Nein! Wir haben Fans und es werden wieder mehr! Jeden Tag!

Denn der Kunde besinnt sich zurück – nicht ganz freiwillig, klar – doch dies geht ja vielen so. Daheim sein, es sich schön machen. Freunde pflegen und auch neue suchen. Nachbarschaft ist plötzlich nicht mehr nur so ein Wort. Helfen, wo es geht. Schön.

Aber – der Abstand und Maske verändert etwas in uns. Es fehlt das sichtbare Lächeln, die Mimik und der Händedruck. Ellbogen und Füße ersetzen keine Umarmung.

Foto: Erko Feigl

STOP.

Ich kann mir vorstellen, dass der ein oder andere beim Lesen dieser Zeilen seine Stirn in Falten legt, es gar evtl. komplett anders empfunden hat und es auch gerade eben noch eher sehr negativ wahrnimmt. Das ist in Ordnung. Ich weiß, es lief nicht überall so – aber dazu später gerne etwas mehr im Detail.

Was meine ich also mit WIR SIND BLUMEN und was hat dies mit der Zukunft der Floristik zu tun?

Der Reihe nach, denn so individuell wie die Floristik selbst, so vielfältig können Wege und Ansätze für blühende Geschäfte aussehen. Dazu möchte ich kurz in das Jahr 2000 zurückreisen. Damals war unser Angstgegner die Umstellung von 1999 auf eben 2000. Was wurde hier alles für Szenarien diskutiert und Angst verbreitet. Was ist wirklich passiert?

Aber wir sind hier bei einem meiner ersten Schlagwörter: die ANGST. Genau diese war und ist jeher ein sehr schlechter Berater. Natürlich spricht ein Satz wie „den Mutigen gehört die Welt“ fast das Gleiche aus. Aber wahrgenommen wird er oft genug eher falsch. Die Angst ist es, die uns oft blockiert. Ob es dieses fiese Gefühl ist zu scheitern oder die Phobie auf Kontoauszüge zu blicken, geschweige alle Briefe zu öffnen die einem erreichen.

Diese Angst ist der Feind der Kreativität. Und blockiert freies Denken!

Also weg mit der ANGST und hin zum MUT. MUT, was Neues zu wagen. Auch mutig sein und sich über die Schulter blicken zu lassen, sei es vermehrt Workshops anzubieten und dem Kunden ein Gefühl zu geben für „ZEIT&HANDWERK“ und der Problematik der Preisfindung.
Mut am Teilhaben lassen. Der Kunde kauft bei uns, weil er uns mag, weil er den Style gut findet – kurz – er findet uns sympathisch. Und in Zeiten von Abstand können – nein müssen wir – ihn an unserem Blumenladenleben teilhaben lassen. Ob es ein Bild ist, was zeigt, dass wir früh morgens um 3 Uhr schon wach sind, um die tollen Blumen für heute einzukaufen. Oder um 23 Uhr ein Update aus dem Binderaum zeigen, dass immer noch gearbeitet wird, um alle Bestellungen fertig zu haben für den nächsten Tag. Auch mal live in einer Story die „Follower“ fragen, ob man den ein oder anderen Artikel mitnehmen soll – er ist also live dabei. Kundenbindung wie sie laufen kann. Gibt es eine Ladenkatze oder Hund? Dann ab damit ins Netz! Erst kürzlich hat das Bild einer Kollegin, Katze „dekoriert“ in einen bereits fertigen Adventkranz, für unzählige Kommentare und Daumen hoch gesorgt. Also – nichts bekommt so viele Likes und Kommentare wie unsere Vierbeiner. Und genau dies bringt Reichweite.

So einfach kann es sein.
Lasst Eure Kunden und zukünftigen Fans einen Teil der Familie werden, wenn wir es so sehen wollen. Lästig? Zeitaufwendig? Nun – wer dies so empfindet wird sich schwer tun wirklich Erfolg auf Social Media zu haben. Aber wenn ich erzähle, dass z.B. eine Kollegin aus Tirol/Österreich ALLE geposteten Adventskränze über Social Media verkauft hat, obwohl sie sonst gar nicht wirklich sehr aktiv ist im Netz. Was ist dann daran schlimm? Genau – nichts.

Wie setze ich mich zukünftig in Szene

In London sah ich mal an einem Schaufenster eines Floristen folgende Beschreibung:

  • Breathtaking Decorations
  • Gorgeous Bouquets
  • Marvelous Flowers
  • Stunning Wedding Styles
Foto: Erko Feigl

WARUM gibt es dergleichen nirgends an Schaufenstern bei deutschen Floristen zu sehen? Klappern gehört zum Handwerk – oder? Ja genau – auch hier braucht es MUT. MUT Dinge anders zu machen als bisher. Produktbilder für meinen Online Shop? Bilder für meinen Social-Media-Auftritt? Nicht verwackelt, ohne Farbstich und ansprechend?

Denn schöne Bilder verkaufen! Schlechte eben nicht. Weiterbilden – denn wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein.

Da gäbe es zum einen Fotokurse, oder auch evtl. den einen oder die andere Bekannte/-n, die gut fotografieren kann. Oft gegen ein paar Blumen. Da freuen sich beide Seiten. Win Win Situationen wie ich sie liebe. Auch weil sich so etwas einfach positiv herumspricht.
Zusammen mit blumenstrauss.de haben wir z.B. mit einer gelungenen Fotostrecke im Sommer innerhalb kürzester Zeit viele neue Interessenten erreichen können. Frech – farbig und auch teilweise unkonventionell. Blumen im Wohnumfeld. Nur um hier zu zeigen, wie wichtig gute Bilder sind. Und das Wohnstudio, wo die Bilder entstanden, war dankbar über die Vernetzung.

Aber auch MUT, mal so richtig Klotzen, ja ich möchte sogar so weit gehen und sagen ANGEBEN. Zeigen, zu WAS der Florist fähig ist. Ganz ehrlich, bevor ich in ein Schaufenster zig kleine „Dekokrimskramsirgendwas“ präsentiere, kommen da z.B. auf zwei Galeriesäulen zwei wunderbare floristische Schönheiten und beleuchte diese so, dass diese auch von der Ferne als Eyecatcher geradezu jeden anstrahlen. Weil, wie habe ich geschrieben – WIR SIND BLUMEN. Und dies gerät allzu oft in den Hintergrund.

Mut sich als Dienstleister zu sehen. Ich BIETE eine Dienstleistung – und BITTE nicht diese zu nutzen. Klingt überheblich? Aber diese Haltung ermöglicht, eine gesunde Kalkulation durchzuziehen. Denn dazu gehört eben auch MUT. Was ist TREND?

Und wie setze ich ihn um?
Ein geschätzter Kollege würde jetzt sagen „ich mache selber den TREND“. Wer mit offenen Augen Wohnzeitschriften liest, sich auf Insta diverse Portale abonniert, bekommt ein Gespür für das WAS gerade angesagt ist. Was wirklich TREND ist.
Leben inmitten von Pflanzen (Insta = urbanjungelbloggers, als Tipp) oder rein nur natürlich – auch shabby vintage ist noch lange nicht tot. Nein, es ist eine Lebenseinstellung. Neudeutsch auch oft mit Upcycling gleichgesetzt.

Foto: Erko Feigl

Oder man ist gleich so MUTIG wie Blumen Hansen Sylt im letzten Winter… Sind wir nicht alle ein wenig Sylt? Was für ein Statement – dann noch in Verbindung mit PopArt zu Weihnachten.
Knallig und schreiend bunt. Nicht jedermanns Geschmack – gewiss. Aber auf Social Media sorgt dies für Reichweite ohne Ende, einhergehend mit Bestellungen aus ganz Deutschland – denn Social Media findet Kunden überall. Standort kann plötzlich zur Nebensache werden.

Blumen regional oder sogar aus eigenem Anbau? Klar, wohl nicht für jeden Umsetzbar – eine Lidwina Leitner aus Österreich geht diesen Weg. Nebst einem wunderschönen neuen „alten“ Gewächshaus „Die Quercus“ – ein Trend zum ANDERS sein.

Blumenbunde TO GO? Absolut! Wild, ungezwungen und frech. Und bitte nicht billig in Präsentation und Preis. Branchenfremde machen es vor – aber WIR SIND BLUMEN. Lasst uns Kunden zurückholen. WIR sind die Fachleute, die begeistern können und ein Lächeln gibt es auch noch dazu.

Keine ANGST vor Neuzüchtungen – wild kombinieren. MUT auf Lederfarn, Chicco und Aralien zu verzichten – der Strauß von heute braucht keinen Blattabschluss mehr. Denn oft genug sieht der Strauß im Supermarkt um die Ecke ähnlich aus wie bei dem Floristen nebenan, nur eben für viel weniger. Fatal und frustrierend für beide Seiten. Also – lasst Augen und Farben leuchten. Weg vom alltäglichem, billigen. Hin zum Besonderen!

Legt den Fokus wieder MEHR auf Blume, alles andere gibt es oft genug schon woanders – oft vergleichbar und oft genug auch noch billiger. Aber besondere Blumen – gewagt kombiniert und flippig präsentiert. DAS ist unsere Kernkompetenz.
Wir können einfach mehr, aber viele zeigen es nicht. Und der Kunde weiß es somit auch nicht. Ich habe noch versprochen, auf den Punkt „anders wahrnehmen“ oder sehen/spüren einzugehen.

Dies habe ich bewusst bis zum Schluss aufgehoben. Denn hier möchte ich gerne auf etwas meiner NLP Ausbildung eingehen. Um es kurz und knapp sowie verständlich auszudrücken. Was ich ausstrahle bekomme ich auch zurück. Oder auch: „Jeder bekommt die Kunden, die er verdient“. Der Spruch ist nicht gerade NEU – aber ich habe 25 Jahre gebraucht, um ihn zu verstehen. Wer immer gut gelaunt ist, gerne auch mal gibt und nicht nur nimmt. Einen Witz auf den Lippen hat und Freude ausstrahlt, der weiß wovon ich hier schreibe. Es ist nicht immer leicht – aber von leicht war auch nie die Rede.

Blühende Geschäfte wünsche ich
Euer Erko