Schottergarten – ein Negativtrend

Lebendige, farbenfrohe Gärten statt Steinwüsten

Stefanie Gatzemeier

Der Trend zu Schotter und Kies ist längst in den Gärten angekommen. In vielen Gemeinden und Kommunen gehört dieses Thema zum Alltag und einige Städte reagieren bei Neu- und Umbaumaßnahmen von Schottergärten mit Verboten. In vielen Kommunen gelten befestigte Schotter- und Kiesflächen als teilversiegelt, wenn unter den Steinen wasserdurchlässiges Vlies gelegt wurde. Als vollversiegelt gelten Flächen mit undurchlässiger Folie. Beides wird mit hohen Gebühren belastet.

Negativtrend mit ökologischen Nachteilen

Leider ein Negativtrend: Der Schottergarten. Foto: GABOT
Leider ein Negativtrend: Der Schottergarten. Foto: GABOT

Für einige Menschen liegen die Vorteile auf der Hand: Wer beruflich stark eingebunden ist und nicht viel Zeit für den heimischen Garten hat, findet in einem Schotter- und Kiesgarten eine scheinbar gute Alternative. Wenig Arbeit, wenig Laub, dafür viele Klinker oder Kiesel – aus rein praktischen Gründen zieht so mancher Eigenheim-Besitzer graue Steine oder Schotter dem frischen Grün vor. Das Anlegen einer Steinwüste kann schnell kostspieliger werden, als man im ersten Moment denkt. Ein Vorgarten mit einer Flächengröße von 10 Quadratmetern kann gleich mal mehrere Hundert Euro verschlingen.

Der vermeintlich pflegeleichte Schottergarten bringt jedoch ganz eigene Pflegebedürfnisse mit sich. Es siedelt sich mit der Zeit Moos auf den Steinen oder Unkraut in den Fugen an – ohne Handarbeit geht’s auch hier nicht. Ein trostloser Schottergarten braucht fast genauso viel Pflege wie ein klug geplanter und die Sinne ansprechender Naturgarten. Nach einiger Zeit, etwa alle fünf Jahre, muss auch das Vlies erneuert werden. Dazu muss die gesamte Kiesfläche abgetragen, erneuert und wieder auf das Vlies verteilt werden. Klingt alles andere als pflegeleicht, zudem verbraucht es zusätzlich Strom und man muss wieder tief in die Tasche greifen. Deshalb lieber ein „Ja!“ zum Garten mit Zwitschern, Summen und Blätter-Rauschen und ein Nein zum trostlosen Grau der Steinwüsten.

Was genau gegen einen Schotter- oder Kiesgarten spricht erörtern wir hier in Kürze:

  • Schotter und Kiesflächen wirken reizlos und steril.
  • Durch das Vlies, kann Regenwasser nur zum Teil oder gar nicht versickern und abfließen.
  • Um Unkraut zu beseitigen werden Pestizide eingesetzt.
  • Insekten und andere Lebewesen werden dadurch vernichtet.
  • An sonnigen Tagen heizen sich die Steine sehr stark auf. • Lärm wird durch die fehlenden Pflanzen begünstigt.
  • Allergene, Pollen, Schadstoffe und Feinstaub werden nicht gefiltert.
  • Damit es nicht unansehnlich wird, durch Moos und Algen, müssen regelmäßig die Steine gereinigt werden.
  • Nahrung wie Pollen, Nektar oder Samen fehlen für Vögel, Bienen und andere Lebewesen.
  • Der Erwerb der Materialen ist kostspielig.

Lebendige, farbenfrohe Gärten – keine Steinwüsten

Das Landidyll der Familie Tjarks – Foto: Malte Schoon
Das Landidyll der Familie Tjarks – Foto: Malte Schoon

Sattes Grün mit leuchtendem Blau, Rot und Gelb – ein liebevoll gestalteter Garten erfreut nicht nur das Auge, sondern spricht alle Sinne an. Jeden Tag kann hier die Seele frische Energie tanken. Starke Farben von etwa Lavendel, Sonnenblumen oder Rhododendron sind echte Hingucker, die gute Laune machen. Ton-in-Ton Kombinationen zum Beispiel von roter Garten-Montbretie und dunklem Blut-Salbei wirken eher beruhigend. Duftende Kräuter wie Rosmarin, Minze oder Thymian entfalten ihr angenehm würziges Aroma und geben, in der Küche verwendet, ganz nebenbei selbst gezauberten Gerichten den aromatischen Frischekick.

Tierwelt. Heimische Pflanzen dienen Bienen, Schmetterlingen und Vögeln als Lebensraum und Nahrungsquelle. Ob Kinderparadies oder Duftgarten, Natur- oder Rosengarten – die richtigen Pflanzen und professionelle Beratung zur Gestaltung erhalten Interessierte in Baumschulen vor Ort. Gut für den Menschen und gut für die Umwelt – all das spricht für lebendige Gärten und gegen monotone Steinwüsten.

Pflanzen sowie Bäume (z.B. Obstbäume) sind wesentliche Bestandteile für die Gestaltung. Bäume wirken mit ihren Blättern und Nadeln wie riesige Luftfilter und produzieren dazu auch noch Sauerstoff wie jede grüne Pflanze. Neben schönen pflegeleichten Gräsern wie Pampasgras (Cortaderia selloana), Chinaschilf (Miscanthus sinensis) und Balustrahl-Wiesenhafer (Helictotrichon sempervirens), gibt es auch wunderschöne blühende Pflanzen, die ein buntes Farbenmeer bilden:

  • Dalmatiner Glockenblume (Campanula portenschlagia)
  • Echter Lavendel (Lavandula angustifolia)
  • Flammenblume (Phlox paniculata)
  • Grauer Storchschnabel (Geranium cinereum)
  • Sommerflieder (Buddleja alternifolia)
  • Purpur Sonnenhut (Echinacea purpurea)
  • Löwenmäulchen (Antirrhinum coulterianum)
  • Fuchsien (Fuchsia regia)
  • Zwiebelblüher
  • Nelke (Dianthus caryophyllus)
  • Griechisches Blaukissen (Aubretia deltoidea)
  • Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis)
  • Alpen Astern (Aster alpinus)
  • Buntes Vergissmeinnnicht (Myosotis discolor)

Kräutersorten blühen im Sommer sehr schön und ergänzen die Pflanzenvielfalt. Viele Menschen lieben das Aroma frischer Kräuter, die man ohne großen Aufwand im Garten oder Blumentopf selber ziehen kann. Kräuter sorgen nicht nur für Abwechslung in der Küche, sondern bereiten ein einmaliges Dufterlebnis.
Nicht zuletzt holt man sich eine grüne Apotheke ins Haus mit:

  • Kamille (Matricaria chamomilla)
  • Salbei (Salvia officinalis)
  • Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
  • Oregano (Origanum vulgare)
  • Thymian (Thymus vulgaris)
  • Rosmarin (Rosmarinus officinalis)
  • Ysop (Hyssopus officinalis)
  • Dill (Anethum graveolens)
  • Basilikum (Ocimum basilicum)

Das Insektenhotel und seine Vorteile

Insektenhotels bieten Bestäubern einen neuen Lebensraum – Foto: Sophie Kretz
Insektenhotels bieten Bestäubern einen neuen Lebensraum – Foto: Sophie Kretz

Wer darüber hinaus Insekten einen Lebensraum bieten möchte, installiert in seinem neuen Kiesgarten ein Insektenhotel. Diese werden in verschiedenen Farben und Formen angeboten, aber man kann natürlich auch selbst Hand anlegen und mit etwas handwerklichem Geschick seine Kreativität freien Lauf lassen. Bewohner eines Insektenhotels sind z.B. Schmetterlinge, Marienkäfer, Hummeln, Ohrwürmer, verschiedene Arten von Bienen, Wespen und Florfliegen. Nähere Informationen zu diesen Hotelgästen sind bspw. zu finden im Insekten-Büchlein „Insektenführer – Insekten bestimmen leicht gemacht“. Das neue Zuhause für die Insekten kann das ganze Jahr über im Garten untergebracht werden, da die Insekten es gerne als Unterschlupf im Winter nutzen werden. Wichtig ist, dass das Hotel bei kalten Temperaturen nicht mit ins warme Haus genommen wird, da die Hauswärme den überwinternden Insekten vortäuscht, dass der Frühling schon Einzug gehalten hat, sodass die Larven schlüpfen könnten.

Der Standort des Insektenhotels im Schottergarten ist ein wesentlicher Aspekt, der beachtet werden muss. Eine südliche Ausrichtung ist ideal. Die wärmende Sonne ist wichtig für das Wachstum der im Frühling schlüpfenden Larven. Die nordwestliche Richtung ist eher ungeeignet für ein Insektenhotel, da aus dieser Richtung häufig Regen und Wind kommt, wodurch das Hotel ständig mit Feuchtigkeit belastet wird. Eine Schimmelbildung ist dann vorprogrammiert – die Folge ist, dass die Materialien im Habitat verrotten und die Insekten schnell das Weite suchen. Zudem ist zu bedenken, dass das Hotel nicht in unmittelbarer Nähe von Balkonen und Terrassen platziert wird, um Tiere als auch Mensch ein ungestörtes Umfeld zu garantieren.

Bei möglicher allergischer Reaktion auf Bienenstiche sollten Sie Vorsicht walten lassen, wobei Bienen nur dann stechen, wenn sie sich bedrängt fühlen. Das Insektenhotel ist nicht nur ein „Eyecatcher“ im Garten, sondern auch ökologisch sinnvoll. Es gibt nämlich viele nützliche Aspekte, die für die Anschaffung sprechen. Die als Schädling bekannte Blattlaus steht bei einigen Nützlingen wie dem Marienkäfer, der Florfliege und dem Ohrwurm ganz weit oben auf dem Speiseplan. Chemische Präparate zur Bekämpfung von Schädlingen sind durch die „kleinen natürlichen Helfer“ nicht nötig. Ein weiterer positiver Effekt ist die prozentual erhöhte Ernte bei Obstbäumen durch die vermehrte Bestäubung der Bienen, die sich im Insektenhotel niedergelassen haben.

Was Kommunen gegen den Irrglauben unternehmen

Kommunen liegt viel daran, den Menschen zu zeigen, wie wichtig Bepflanzungen im Garten sind. Sie stellen Informationsmaterial und Flyer für Interessierte zur Verfügung, organisieren Veranstaltungen und bieten Vorträge an. Bundesweit gibt es zu dem zahlreiche Fotowettbewerbe von den jeweiligen Kommunen oder Verbänden, in denen Gartenbegeisterte ihren selbst angelegten Vorgarten zur Schau stellen und mit gutem Beispiel vorangehen können.
Wichtig ist zudem auch die Vernetzung von Gartenbesitzern, der Stadt, Unternehmen aus dem grünen Bereich und Landwirten. So können auf kommunalen oder zur Verfügung gestellten Flächen Wildblumenwiesen gesät und Insektenhotels aufgestellt werden. Die Erhaltung von Lebensräumen für Insekten im öffentlichen Raum ist ein wichtiges Zeichen an die Bürger, selbst Initiative zu ergreifen.